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Was ist der Auftrag in der Jugendhilfe?


Wie siehst du dich als ErzieherIn? Was ist der Auftrag der Menschen, die in der Jugendhilfe tätig sind?

Geht es in der Jugendhilfe darum, die Kinder nur zu versorgen? Also darum, dass sie - salopp gesagt - gefüttert und gewaschen sind und zur Schule gehen? Dass sie alle Fähigkeiten erlernen, die es ihnen später ermöglichen sollen, ein eigenständiger Teil der sozialen Gesellschaft zu werden?

Oder geht es um mehr?

Geht es auch darum, die Schützlinge gezielt zu fördern? Sich darüber Gedanken zu machen, wo die Fähigkeiten, Talente und Begabungen liegen? Ist es wichtig, zu erkennen, wo die Kinder und Jugendlichen Erfolge erzielen können, um langfristig das Selbstwertgefühl zu steigern?

Was ist also der Auftrag des Erziehers, der Erzieherin? Es einfach laufen lassen, wenn es keine wesentlichen Probleme gibt oder das Kind betrachten und versuchen, es zu motivieren, seinem Talent nachzugehen?

Hier am Sonnenhof geht es uns darum, zu fragen; "Was kann ich tun, um Talent zu fördern?".

Das Beispiel der Ziehharmonikaspielerin


Unsere Einrichtungsleiterin Heike kennt eine berühmte Ziehharmonikaspielerin. Diese Musikerin erzählte Heike einmal, wie sie sich als Kind täglich zehn Minuten "quälen" musste, weil ihr Vater von ihr verlangte, eben zehn Minuten am Tag Ziehharmonika zu üben. In ihren Kinder- und Jugendtagen kam es der Musikerin ungerecht und wie eine Bürde vor. Denn bevor sie raus zum Spielen durfte, musste sie eben üben. 

Aber heute ist sie ihrem Vater unendlich dankbar dafür, dass er so hartnäckig blieb und nicht locker ließ, bis sie ihren Musikübungen nachkam.

Heute ist sie berühmt und weiß, dass sie diese Berühmtheit ihrem strengen Vater zu verdanken hat, der in ihr etwas sah. Der Vater erkannte das Talent seiner Tochter und hielt es auch aus, wenn sie sauer auf ihn wurde, weil sie keine Lust hatte, zu üben.

Sich nicht gegen sich selbst versündigen


"Wenn du nicht tust, was du nicht tun kannst, ist es in Ordnung. Aber, wenn du nicht tust, was du tun kannst, ist dein Leben eine Tragödie!"

(Sadhguru)

Es gibt einen sehr interessanten Aspekt, der die Entwicklung der Sprache bzw. die Wortherkunft des Begriffs "sündigen" betrifft. Was soll es zum Beispiel bedeuten, "sich nicht gegen sich selbst versündigen"?

In der Bibel werden beispielsweise die Lebensziele "Gott, zu lieben" und "seinen Nächsten, zu lieben" genannt und verfehlt man hier diese (Lebens-)Ziele, versündigt man sich. Nun wird es interessant, denn das Neue Testament wurde in altgriechisch verfasst und im Altgriechischen heißt das Wort „Sünde” hamartí–a bzw. das Wort „sündigen” hamartáne–in und sie bedeuten übersetzt "verfehlen". Entlehnt wurden diese Begriffe aus dem Bogenschießsport und beziehen sich darauf, die Zielscheibe zu verfehlen, also das Ziel. Und somit wird klar, dass sündigen erst viel später diese sehr negative und böse Konnotation erhalten hat. Und eher am Ziel vorbei bedeutet.

(Quelle: https://www.reichgottes.at/zielverfehlung.php)

Wenn man diesen Gedankengang weiterverfolgt bzw. es nun konkret auf die Kinder- und Jugendhilfe anwendet, dann ist klar, die Erziehenden und selbstverständlich auch die Kinder und Jugendlichen selbst, dürfen sich nicht gegen sich selbst "versündigen", indem sie ihre Lebensziele nicht versuchen, zu erreichen!

Unser Teaserfoto: Malen auf Leinwand


Darum geht es: Es wird erkannt, dass unser Schützling Talent zum Malen hat und das möchten wir unterstützen.

Das ist auch der Grund, warum hier am Sonnenhof so viel passiert: Basteln, malen, handwerken, Beete bepflanzen und all das.

Wir sehen, was den Kindern und Jugendlichen Freude bereitet und was sie gut können und fördern das! Das ist unser Auftrag!