Erfolgsdruck bei Kindern. Dieses Thema ist riesengroß und eigentlich viel zu wenig beachtet. Denn solange die Kinder diesem Druck standhalten, interessiert es keinen. Und halten sie dem Druck nicht stand, dann heißt es oftmals, sie fielen aus dem Raster.
Was bereitet Kindern Druck?
Es kommt ganz individuell auf das Kind an. Jedes Kind ist anders! Was für das eine Kind Spaß und Selbstverständlichkeit bedeutet, kann für das andere Kind eben schon eine Herausforderung bedeuten.
Eine kleine Anekdote unserer Online-Redakteurin
Der Sohn unserer Online-Redakteurin (bald sechs Jahre alt) war vor kurzem auf einen Kindergeburtstag gemeinsam mit all seinen Freunden eingeladen. Als Mutter und Sohn fast beim Geburtstagskind zuhause angekommen waren, wollte der Sohn plötzlich nicht mehr. In diesem Moment hat das Kind Druck verspürt und konnte nicht erklären, weshalb. Die Situation war einfach zu belastend.
Dieses Beispiel für (Erfolgs-)Druck bei Kindern können wahrscheinlich 90 Prozent anderer Eltern nicht nachvollziehen. Da es sich schließlich um einen Kindergeburtstag handelte!
Wie wurde die Situation gelöst? Unsere Mitarbeiterin hat sich mit ihrem Sohn an den Wegesrand gesetzt und ihm Zeit gegeben, sich zu ordnen. Er blieb dabei, dass er nicht gehen wolle. So bat sie ihren Sohn allerdings noch bis zur Haustür mitzugehen, um viel Spaß beim Geburtstag zu wünschen und zu sagen, dass er sich heute nicht für eine Feier bereit fühle. Beim Geburtstagskind zuhause angekommen, begrüßten dann aber alle bereits anwesenden Gäste das Kind freudig und so wollte er doch gerne bleiben.
Was genau den kleinen Jungen daran gehindert hat, zunächst freudig auf den Geburtstag zu gehen, weiß die Mama bis heute nicht. Allerdings war die kleine Auszeit kurz vor dem Geburtstag gut. Ihr Sohn hat sich nicht in das Ohnmachtsgefühl hineingesteigert, sondern konnte durchatmen und sich ordnen. Und am Ende hat er erzählt, dass der Geburtstag toll war!
Wie entsteht Druck?
Druck kann durch die verschiedensten Anforderungen, Situationen oder Aufgaben entstehen. Ganz klassisch sind hierbei der schulische (Leistungs-) Druck sowie der gesellschaftliche Druck zu nennen. Vielleicht sind diese beiden Kategorien die einzigen, die wiederum in verschiedene Unterkategorien gegliedert werden können.
Schulischer (Leistungs-) Druck
- Gute Noten
- Bestimmte Fächer
- Vergleich mit Mitschülern
- Durch die Eltern
Gesellschaftlicher Druck
- Vereine
- Medien(-zeiten)
-
Benehmen/Verhalten (Eltern, Familie, Freundeskreis)
- Erfolg
- Beziehungen (Freunde)
- Erwartungen
In unserer Gesellschaft, also somit in unserem Alltag, gibt es Normen, Werte und Regeln. Und man kann hierbei ein Kind nur beglückwünschen, wenn es ohne Mühe hineinwächst.
Die Zeiten wandeln sich aber, und so werden Kinder mittlerweile als eigenständige Menschen betrachtet und nicht, wie früher als Lehmklumpen, die man nach Lust und Laune in Form bringen kann.
Der Begriff einer Kindheit manifestiert sich ca. ab dem 17. Jahrhundert
Allerdings kann man noch lange nicht von einer wahren Kindheit im heutigen Sinne sprechen!
Bedenkt man, dass es noch bis heute Kinderarbeit in einigen Teilen der Erde gibt, wird einem bewusst, dass Kindheit leider keine Selbstverständlichkeit ist.
Und genau hier kann nun ein Spannungsfeld zwischen „alten“ Normen etc. und neuer am Kind orientierter Pädagogik entstehen. Man hört die Kinder nun, übergeht sie nicht einfach, wenn sie sich nicht wohlfühlen. Man sagt nicht mehr, das muss halt so. Doch festgefahrene Strukturen lassen sich nicht so einfach aufbrechen, auch generationenübergreifend führt dies zu Konflikten.
Treffen beispielsweise in schulischen Konfliktsituationen alteingessesene Pädagogen*Innen auf die sog. Helikoptereltern gereicht das oftmals leider sogar zum Nachteil des Kindes.
schulischer Druck
- Gute Noten
- Bestimmte Fächer
- Vergleich mit Mitschülern
- Durch die Eltern
Druck in der Schule ist ein komplexes Thema. Einmal kann es Druck von außen und von innen geben. Von außen wird Druck beispielsweise durch Eltern und/oder Lehrer aufgebaut. So kann das Einfordern bzw. die Erwartung bestimmter (guter) Noten seitens der Eltern dafür verantwortlich sein. Aber auch Lehrkräfte, die Kinder öffentlich einkategorisieren, ihnen mit Worten zu verstehen geben, dass ihre schulischen Leistungen dem Klassenstandard nicht entsprechen, bauen Druck auf.
Und es kommt ebenfalls vor, dass Kinder einem inneren schulischen Druck unterliegen, wenn sie sich zu stark mit anderen vergleichen und sich nicht auf ihre eigenen Stärken konzentrieren können. So können Kinder selbst zu ihren stärksten Kritkern werden.
GESELLSCHAFTLICHER DRUCK
- Vereine
- Medien(-zeiten)
-
Benehmen/Verhalten (Eltern, Familie, Freundeskreis)
- Beziehungen (Freunde)
Zunächst gehen mit jeder zwischenmenschlichen Beziehung im Prinzip Verpflichtungen einher. Oder besser gesagt, gibt es Pflichten und Rechte zwischen beispielsweise Eltern und Kindern oder im Gefüge von zum Beispiel Vereinen.
Das heißt, dass man auch hier Wertesystemen und Normen unterliegt. Und es ganz heruntergebrochen wichtig ist, seinen Part im jeweiligen Gefüge zu
erfüllen, damit alles funktioniert. Und hier entsteht selbstverständlich auch Druck, wenn man zum Beispiel mal keine Lust auf Training hat oder aber der Mama im Haushalt zu helfen.
Hier wären endlos Beispiele aufzuzählen. Kurzum kann man zusammenfassen, dass es selbstverständlich nicht schlimm ist, wenn man eine Trainingseinheit versäumt oder einmal zu spät zum Essen nach Hause kommt. Häufen sich diese Art von "Unzuverlässlichkeiten" aber, kann es auch hier zu Spannungen führen.
Und nimmt man das Spannungsfeld Schule dazu, kann es für Kinder auch schnell ganz schön viel Druck werden.
Es geht um die richtige Balance
Das große Ziel sollte es sein, die richtige Balance zu finden. Als Eltern, Erziehungsberechtigte und Verantwortliche der Kinder und Jugendlichen sollte es Pflicht sein, den Schützlingen zu helfen, sich in diesen Gefügen und zwischen den Aufgaben, Pflichten, Rechten, Normen und Werten zurecht zu finden. Sie sollten der Kompass für die Kinder und Jugendlichen sein.
Es ist wichtig, den Kindern und Jugendlichen bewusst zu machen, wie man Prioritäten setzt und offen über seine Bedürfnisse und Gefühle kommuniziert, denn wir alle sind keine Superhelden und das müssen wir auch nicht sein.
Wir werden Kinder niemals davor bewahren können, Druck zu verspüren. Das wäre vielleicht auch falsch, denn unsere Gesellschaft ist nunmal so gestrickt, wie sie es ist. Und für diese Gesellschaft sollten wir den Kindern das Werkzeug mitgeben, darin bestehen zu können. Also wir müssen ihnen helfen, mit Druck umzugehen und sensibel sein für all die unterschiedlichen Arten von Druck und vor allem für das individuelle Wesen jedes Kindes!
Für alles gibt es eine Lösung!