Kurz nach dem Jahreswechsel wird uns oft noch einmal bewusst, wie schnell das vergangene Jahr doch an uns vorbei gerast ist. So ein Jahr zeichnet sich immer durch Höhen und Tiefen aus, durch fröhliche und traurige Momente, durch Phasen des großen Schaffens und auch Phasen der Lethargie. Steckt man mitten in diesem Alltag gibt es Situationen und Zustände, die einem endlos vorkommen. Und nun im Nachhinein denkt man, dass doch alles so schnell vergangen ist.
Was ist los mit unserem Zeitempfinden?
Doch die Zeit spielt uns nicht nur aufs Jahr gesehen Streiche. Ist man mit Freude bei einer Sache dabei, also wenn Kinder beispielsweise mit Freunden oder alleine in ein Spiel vertieft sind oder wir Erwachsenen mit Freunden einen geselligen Abend verbringen, dann vergeht die Zeit natürlich immer, wie im Flug. Leider kennen wir alle auch das Gegenteil: Wenn wir uns vor einem anstehenden Ereignis fürchten, oder einer unangenehmen Aufgabe entgegensehen, dann rast die Zeit ebenfalls.
Oder aber, man freut sich tierisch auf die Ferien oder den Urlaub und die Tage bis dahin erscheinen einfach endlos...
In der Wissenschaft bezeichnet man dieses Phänomen im Allgemeinen als "subjektives Zeitempfinden". Dabei gilt, je älter wir werden, desto schneller vergeht die Zeit für uns subjektiv. In unserer Kindheit kamen uns die sechs Wochen langen Sommerferien unendlich vor. Als Erwachsener sind die nächsten sechs Wochen genauso, wie unser restliches Leben, eng durchgetaktet, sodass uns ein sechs-Wochen-Zeitraum kurz und gut überschaubar vorkommt.
Ereigniszeit: Viel los oder wenig los?
Weiterhin spricht die Zeitforschung über die sogenannte Ereigniszeit. Hierbei bezieht sie sich darauf, ob gewissen Zeiträume voll von Ereignissen sind oder eben in bestimmten Zeiträumen eher wenig los ist. Geschieht viel, so kommt uns ein Zeitraum von einer Stunde kurz vor, geschieht wenig erscheint uns der Zeitraum einer Stunde eher lang.
Somit kann man schlussfolgern, dass sowohl das Alter als auch der Ereignisreichtum eines bestimmten Zeitraums unser Zeitempfinden beeinflussen.
Aber was, wenn Kinder mehr Zeit zu haben scheinen, als wir Erwachsenen?
Ob in der Jugendhilfe oder im Familienalltag, wer kennt das nicht? Im Prinzip ist genügend Zeit sich anzuziehen, die benötigten Sachen zusammenzupacken und das Haus zu verlassen! Doch man gerät immer wieder in Stress, weil die Kinder so gar nicht "effizient" funktionieren. Online findet man immer wieder witzige Memes zu diesem Thema:
Mama sagt: Kind, bitte ziehe deine Schuhe an!
Kind versteht: Bitte finde einen Haushaltsgummi auf dem Boden neben deinen Schuhen und spiele mit diesem: Rettet die Hundespielfigur.
Solche Situationen in etwa spielen sich jeden Tag in Haushalten mit Kindern ab. Weiterhin ist es auch für Erwachsene unvorstellbar, wie langsam ein Kind eine Schüssel Müsli zu sich nehmen kann oder wie viel Zeit Teenager im Badezimmer verbringen können, wenn man doch gleich auf den Bus muss.
Ruhe bewahren und lieber fünfzehn Minuten mehr einplanen
Liebe Erzieher, Eltern und Erziehungsberechtigte lasst euch eines gesagt sein: oftmals (gerade bei jüngeren Kindern) steckt keine böse Absicht dahinter. Denn Kinder haben schlichtweg ein anderes Zeitempfinden als Erwachsene! Auch kausales Denken wird erst mit zunehmendem Alter antrainiert und entwickelt. Und hier ist es nun mal ganz wichtig zu erkennen, dass zum Beispiel ein Kindergarten- oder ein jüngeres Schulkind i.d.R. seine Eltern mit solch einem "Trödeln" nicht provozieren oder gar sabotieren möchte, sondern sich oftmals einfach im Moment verliert, weil ihm selbst nicht bewusst ist, dass durch Trödeln Verspätung entsteht. Denn unter dem Zeitdruck leiden die Erwachsenen, nicht die Kinder.
Quellen
https://www.welt.de/wissenschaft/article1525697/Warum-Jahre-rasen-und-Sekunden-schleichen.html