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Das Tablet ist kein Babysitter


Neue Medien, soziale Medien, Smartphone, Tablet oder Smartwatch. Digitale Geräte und die dazugehörigen Anwendungen sind für viele Menschen aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken und so findet man sie auch in so manchem Kinderzimmer wieder. Nun sorgt ein Artikel über die Waldorfschule Los Altos (Ca., USA) im Silicon Valley für Aufsehen, weil gerade diese Schule, die sich im Tech-State Nr. 1 befindet, ohne elektronische Hilfsmittel arbeitet.

Eine Waldorfschule im Silicon Valley ohne Digitale Medien


Magazine wie "Erziehungskunst" (Waldorfpädagogik) oder "Futurezone" beziehen sich auf den Artikel, der ursprünglich in der New York Times erschien, und haben über die Waldorfschule Los Altos getitelt: "Diese Schule ist eine technologiefreie Zone", "Eine Schule im Silicon Valley ohne Computer".

Kreativität und Handwerk sind zwei feste Bestandteile der Waldorfpädagogik und genau diese beiden Aspekte werden in Los Altos hochgehalten. "In den Augen der Schule beeinflussen Computer und technologische Gadgets das kreative Denken, die körperlichen Bewegungen, die menschlichen Interaktionen und die individuelle Konzentrationsspanne der Schüler negativ" (Bericht aus der New York Times "At waldorf school in silicon valley technology can wait"). Bemerkenswerter Weise arbeiten 75 Prozent dieser Waldorfeltern für Tech-Konzerne, wie Google, Yahoo oder auch Facebook. Dies lässt sich wahrscheinlich damit begründen, dass sich diese Eltern tagtäglich für über die Hälfte ihrer wachen Zeit im Internet bewegen und absolut von technischen Hilfsmitteln abhängen. So kann man es nachvollziehen, dass sie sich das komplette Gegenmodell für ihre Kinder wünschen.

Weiterhin scheint ein Thema dabei im Vordergrund zu stehen und zwar, dass Kinder nicht mittels einer App bspw. Sprachen und Mathematik erlernen sollen, sondern analog mit Stift, Heft und Buch. Auch die Nutzung sozialer Medien wird im ursprünglichen Artikel der New York Times besprochen und auch hier sehen die Eltern aus der Tech-Branche eine große Gefahr.

Denken oder Gedanken haben


Es besteht ein meilenweiter Unterschied zwischen Denken und Gedanken haben. Und auch dieser Sachverhalt wird im Artikel angesprochen. Denn die Waldorfschule setzt auf Problemlösungen und versucht, ihren SchülerInnen eigenständiges Denken und Hinterfragen beizubringen. Sozusagen weg von einfach "googeln".

MAn kann nicht alles über einen Kamm scheren


Wie bei allen Diskussionen, ist es ratsam, auch hier genauer hinzusehen.

Um was geht es? Es geht darum, dass ein übermäßiger Medienkonsum bei Kindern (und Erwachsenen) gewisse Ressourcen verkümmern lässt. Es geht auch darum, dass Kinder und Jugendliche im schlimmsten Falle unkontrolliert Zugang zu Inhalten bekommen, die nicht altersadäquat oder gar schädlich sind.

Daher unser Titel "Das Tablet ist kein Babysitter". Aber auch hier ist es doch ganz einfach: Die Mischung macht es und die Eltern sind selbstverständlich auch hier absolut in der Pflicht den Medienkonsum der Kinder zu führen. Auch die Waldorf School of the Peninsula in Los Altos setzt ab der achten Klasse (begrenzt) elektronische Medien ein.

Neben Schulbüchern kann es ein Segen sein, die Inhalte eben dieser Schulbücher auch auf einem Tablet abrufen zu können. Denn es muss nicht darum gehen, mittels einer App Mathematik zu lernen, sondern manchmal ist es toll, Gewicht zu sparen. Oder gerade in Zeiten der Pandemie war es vielen von großem Nutzen, die Hausaufgaben auf elektronischen Geräten abrufen und erledigen zu können.

Allgemein sollte der Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen dem Alter angemessen sein. Hierbei gibt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) folgende Empfehlungen ab:

  • Kinder im Alter von 0 bis 3 Jahren: keine Bildschirmmedien nutzen
  • Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren: höchstens 30 Minuten täglich
  • Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren: höchstens 45 bis 60 Minuten täglich.

Weiterhin ist es äußerst wichtig und ratsam, jedes Kind individuell zu betrachten, denn auch altersangemessene Inhalte, die über digitale Medien konsumiert werden, können Kinder doch sehr aufwühlen. Da Kinder einen natürlichen Bewegungsdrang haben, der während beispielsweise des Fernsehschauens nicht bedient wird, kann es sein, dass Kinder im Anschluss komplett überdreht sind. Es kann so sein, muss aber natürlich nicht!

Es ist ebenfalls ein wertvoller Tipp, die angesehenen Inhalte im Anschluss mit dem Kind zu besprechen bzw. währendessen zu begleiten. Und am allerwichtigsten ist es digitale Medien nie als Ersatz für qualitative und förderne Unterhaltung bzw. Betreuung zu sehen, sondern als Ergänzung im Alltag. Keiner verdenkt es Eltern, die Kinder mal auf dem Tablet eine Serienfolge anschauen lassen, wenn beispielsweise mal die Luft raus ist oder Wäsche zusammengelegt werden muss. Solange Kinder das Tablet noch weglegen können und sich gerne bewegen, spielen, basteln oder malen, ist noch alles in Ordnung. Problematisch wird es erst, wenn Kinder nicht mehr ohne digitale Medien "können"! Dann herrscht ganz klar handlungsbedarf, um Süchte vorzubeugen.

Es ist empfehlenswert sich an die Weisung der BZgA zu halten und auch die Tageszeit für den Konsum festzulegen. Kurz vor dem Zubettgehen sollte auch kein Medienkonsum stattfinden.

Die Mischung macht es


An der Waldorfschule in Los Altos stehen fantastische Fächer auf dem Lehrplan und auch die Lehrmethoden sind sehr innovativ. Als Beispiel nennt der Artikel das Auswendiglernen von Gedichten bzw. das Aufsagen in Kombination mit dem gegenseitigen Zuwerfen eines kleinen Balles während die Schüler im Kreis stehen. So sollen verschiedene Zentren des Gehirns miteinander verknüpft, sowie das Muskelgedächtnis dazu trainiert werden, dem "Kopfgedächtnis" auf die Sprünge zu helfen.

Dieses Beispiel einer Lehrmethode ist nur eines von vielen. Aber ganz klar steht es im starken Kontrast zum Tableteinsatz in Schulen. Aber Kontraste sind an sich nichts Schlimmes, denn die Mischung macht es! Zum Medienkonsum gehören ebenfalls Sensibilisierung und Prävention und werden diese Punkte korrekt und von Anfang an umgesetzt, sollte auch dem Tablet Zuhause oder in der Schule nichts im Wege stehen.