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PLATZ IST IN DER KLEINSTEN HÜTTE

Ein Waldspaziergang mit kreativem Ausgang

 

Vor kurzem waren die älteren Kinder an einem Sonntagnachmittag mit einem unserer Erzieher auf einem kleinen Ausflug unterwegs. So blieben nur unsere beiden jüngeren Kinder (7 und 10 Jahre) mit der Einrichtungsleitung Heike Geiges zuhause im Sonnenhof. Der Sinn stand beiden nicht nach großen Aktionen, sie wollten eigentlich nur ausruhen und keine größeren Anstrengungen unternehmen – sie wollten nur „chillen“! Aber dabei blieb es dann doch nicht ...

 

Bei gutem Wetter geht es raus in die Natur

Da das Wetter so herrlich war und bereits nach Frühling duftete, waren sie mit einem Erkundungsspaziergang im Garten des Sonnenhofes einverstanden. Neben einer großen Rasenfläche und dem teils mit Blumen und Pflanzen angelegten Bereich, verfügt der Sonnenhof auch über ein kleines Waldstück, das wir gerne für kleiner Ausritte oder auch Spaziergänge nutzen. Nun sammelten die beiden beim Schlendern immer wieder Stöcke auf, die ihnen gut gefielen oder sprangen in Laubhaufen hinein.

 

Auf die Natur achten

 

Immer, wenn die Kinder gemeinsam mit den Erzieherinnen oder Erziehern in der Natur unterwegs sind, wird den Tiergeräuschen gelauscht. Welcher Volgel zwitschert denn da? Raschelt da irgendwas im Laub? Auch auf die kleinen Spuren und Zeichen der Tiere wird geachtet. Und in dieser Jahreszeit wird zudem besonders darauf acht gegeben, ob vielleicht bereits die ein oder andere träge Hummel herumschwirrt.

 

Eine Idee entsteht

Wir könnten doch eine Hütte bauen, um uns darin auszuruhen!

 

Nach einiger Zeit wollten sich die beiden aber dann wirklich ausruhen. Dabei schlug eines der Kinder vor, man könne doch eine Hütte bauen, um sich darin eine kleine Auszeit zu nehmen. Gesagt, getan! Nachdem sie sich für ein sonniges Plätzchen entschieden hatten, in dessen Reichweite genügend große Äste und auch viel Laub zu finden waren, fingen die Kinder mit der Konstruktion der Hütte an. Ohne erkennbare große Mühe oder Bedenkzeit hatten die Kinder in Nullkommanichts eine Unterkonstruktion gebaut. Dabei behalfen sie sich mit allem, was sie so finden konnten. Sie benutzten Stühle, eine alte Holzpalette und noch ein paar Holzbretter. Beide arbeiteten ohne Kompetenzkämpfe oder Steit zusammen. Dabei berieten sich die Kinder sogar und es war kein Problem, wenn ein Kind eine Änderung vorschlug. Sie agierten einfach aus dem Bauch heraus und hatten sehr viel Freude an diesem ungezwungenen Setting!

Heike besorgte den beiden im Laufe der Arbeiten an der Hütte dann sogar ein altes Malervlies, das sie für das Hüttendach nutzen konnten. Sie steckten Äste und Zweige ineinander, überspannten ihr Dach am Ende mit dem Vlies und bedeckten dieses zum Schluss mit Blättern. Und dekoriert wurde zu guter Letzt sogar auch noch, die Kinder brachten ein Vogelhäuschen an. So schufen sie sich selbst einen Rückzugsort zum Wohlfühlen.

Nach vollendeter Arbeit teilten sich die beiden daraufhin einen Snack in ihrer selbstgebauten Laubhütte. Jeder weiß, dass so ein Vesper nach getaner Arbeit am besten schmeckt!

Als Heike die Kinder dann darauf ansprach, dass sie nun ja überhaupt nicht gechillt, sondern sogar sehr viel und erfolgreich – mit sichtbarem Ergebnis – gearbeitet hatten, meinten die Kinder doch, dass es überhaupt keine Arbeit gewesen wäre. Das hätte doch Spaß gemacht.

 

Das war doch keine Arbeit, das hat Spaß gemacht!

 

 

Die ideale Zustand: Immer mit Freude bei Arbeit zu sein!

 

Das Witzige an dieser Geschichte ist, dass die beiden wahrscheinlich niemals mit so viel Enthusiasmus bei der Sache gewesen wären, wäre es ihre Aufgabe gewesen, eine Laubhütte zu bauen.

Denn Zwang zerstört oftmals die Fantasie. Jedoch ist es uns allen bewusst, spätestens im Erwachsenenalter, dass manche Aufgaben erledigt werden müssen. Angefangen beim Hausputz über die Steuererklärung bis hin zur täglichen Arbeit im Job. Und wie wunderbar ist es denn dabei, wenn man zum Beispiel gerne zur Arbeit geht. Somit ist es ein Segen, wenn man seine Berufung zum Beruf machen kann.

Auch bei Kindern ist es der Jackpot, wenn sie eine tolle Lehrerin oder einen tollen Lehrer haben, der ihnen Spaß am Lernen vermittelt, sie fordert und fördert. Jedoch gibt es leider auch genau das Gegenteil, dass Kinder in der Schule die Lust am Lernen verlieren, wenn sie keinen adäquaten Zugang zum Wissen ermöglicht bekommen.

 

Was wir uns mit dieser Geschichte bewahren wollen

 

Diese Laubhütte steht nun symbolisch für das Ausleben von Kreativität und das Leben im Moment. Aus dem Nichts entstand in kurzer Zeit ein kleiner Unterschlupf, ein selbstegstalteter Raum. Ein Raum, indem die Kinder selbstbestimmt agieren konnten. Es ist für uns immer wieder faszinierend, dass Kinder mit fast nichts so viel erschaffen können. Und gleichzeitig überbewerten Kinder auch solch ein Werk nicht zwangsläufig. Was damit gemeint ist? Beiden ist klar, dass diese Hütte nicht auf Dauer halten wird. Aber als dieser Umstand besprochen wurde, waren sich die Kinder einig, dass sie ja jeder Zeit wieder so eine Hütte bauen könnten. Und dann vielleicht sogar eine noch bessere.

 

Wir wünschen uns für alle Kinder, dass sie sehr viele solcher kreativen und freien Momente in ihrem Leben erfahren können!

 

 

Quelle Waldfoto: https://pixabay.com/de/photos/wald-natur-im-freien-pfad-b%C3%A4ume-1868028/